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Ein gut strukturierter Leitfaden kann im Bewerbergespräch dabei helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen und sicherzustellen, dass der Bewerber nicht nur über die notwendigen fachlichen Qualifikationen verfügt, sondern auch zum Unternehmen und zur ausgeschriebenen Position passt. Doch wie kann man das im Gespräch möglichst effizient herausfinden? Hier kommt ein gezielter Interview-Leitfaden ins Spiel. In diesem Beitrag erhältst du wertvolle Tipps, wie du Bewerbungsgespräche so führst, dass du schnell und sicher beurteilen kannst, ob der Bewerber die richtige Wahl für dein Unternehmen ist.

1. Leitfaden Vorbereitung: Bewerbergespräch strukturiert angehen 

Bevor du ein Bewerbungsgespräch führst, solltest du dir ausreichend Zeit für die Vorbereitung nehmen. Dazu gehört nicht nur das Durchlesen des Lebenslaufs und der Bewerbungsunterlagen, sondern auch das Festlegen klarer Ziele für das Gespräch. 

  • Was möchtest du unbedingt über den Bewerber erfahren? 
  • Welche Kompetenzen sind für die Position unerlässlich? 
  • Gibt es bestimmte Soft Skills, die besonders gut zu deiner Unternehmenskultur passen? 

Eine klare Vorstellung von diesen Punkten erleichtert dir das Gespräch und hilft dir dabei, gezielt Fragen zu stellen.

Erstelle einen Leitfaden, der sich auf verschiedene Themenblöcke konzentriert: Fachliche Qualifikationen, persönliche Eigenschaften und kulturelle Passung. So hast du einen roten Faden, der dir während des Gesprächs Struktur gibt und dafür sorgt, dass keine wichtigen Aspekte vergessen werden.

2. Die richtige Atmosphäre schaffen

Ein angenehmes Gesprächsklima ist entscheidend, damit der Bewerber sich wohlfühlt und offen über seine Erfahrungen und Fähigkeiten spricht. Sorge dafür, dass das Gespräch in einer ungestörten Umgebung stattfindet und nimm dir genügend Zeit, um den Bewerber kennenzulernen. Beginne das Gespräch mit einer lockeren Einleitung, in der du dich und das Unternehmen vorstellst. Dies hilft, die anfängliche Nervosität des Bewerbers zu mindern und schafft eine positive Grundlage für das Gespräch.

Auch die Körpersprache spielt eine wichtige Rolle. Achte darauf, freundlich und aufmerksam zu wirken, um dem Bewerber zu signalisieren, dass du wirklich an ihm interessiert bist. Eine offene Haltung und ein Lächeln können Wunder wirken und das Gespräch auf eine entspannte Ebene heben.

3. Strukturierte Fragen stellen 

Strukturierte Fragen sind wichtig, um den Bewerber umfänglich kennenzulernen. Dies bedeutet, dass du sowohl offene als auch geschlossene Fragen einsetzt, um ein umfassendes Bild vom Kandidaten zu erhalten. Offene Fragen fördern ausführlichere Antworten und geben dir die Möglichkeit, mehr über die Persönlichkeit und die Denkweise des Bewerbers zu erfahren. Beispielsweise: "Wie bist du mit einer herausfordernden Situation in deinem letzten Job umgegangen?" Geschlossene Fragen hingegen sind gut geeignet, um konkrete Fakten abzufragen, wie etwa: "Hast du bereits Erfahrung mit der Software XY?"

Ein guter Mix aus beiden Fragearten ermöglicht es dir, sowohl die fachliche Eignung als auch die persönlichen Eigenschaften des Bewerbers zu bewerten. Achte darauf, die Fragen auf die jeweilige Position und die Unternehmenskultur abzustimmen.

Beispielfragen: 

  • „Welche Erfahrungen hast du in der Vergangenheit gemacht, die dir bei dieser Position besonders hilfreich erscheinen?“
    Diese Frage gibt dir Einblick in die praktische Erfahrung des Bewerbers und wie er diese auf die ausgeschriebene Position überträgt.
  • „Wie gehst du mit Situationen um, in denen du unter Druck arbeiten musst?“
    Diese Frage ermöglicht es dir, die Stressresistenz und Problemlösungsfähigkeiten des Bewerbers zu beurteilen.
  • „Kannst du mir ein Beispiel für ein erfolgreiches Projekt nennen, an dem du gearbeitet hast? Was war dein Beitrag dazu?“
    Hier erfährst du nicht nur mehr über die konkreten Leistungen des Bewerbers, sondern auch, wie er seine eigene Rolle und seinen Einfluss wahrnimmt.

4. Auf Körpersprache und nonverbale Signale achten

Neben den verbalen Antworten des Bewerbers sind auch seine nonverbalen Signale wichtig. Körpersprache, Mimik und Gestik können viel über die Einstellung und das Selbstbewusstsein des Bewerbers verraten. Achte darauf, wie der Bewerber sitzt, ob er Augenkontakt hält und wie er auf bestimmte Fragen reagiert. Ein selbstbewusster Bewerber wird in der Regel eine offene und entspannte Haltung einnehmen, während Nervosität oder Unsicherheit sich oft durch eine geschlossene Körpersprache ausdrücken.

Natürlich sollte man nicht jedes nonverbale Signal überinterpretieren, aber es lohnt sich, auf diese Aspekte zu achten, um ein vollständigeres Bild vom Bewerber zu bekommen. 

5. Die Motivation hinterfragen

Die Motivation eines Bewerbers ist ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, zu beurteilen, ob er gut zur Position und zum Unternehmen passt. Frage den Bewerber, warum er sich auf diese Stelle beworben hat und was ihn an deinem Unternehmen besonders reizt. Dies gibt dir Einblicke in seine Beweggründe und hilft dir, zu verstehen, ob er wirklich motiviert ist oder nur einen weiteren Job sucht.

Eine typische Frage könnte lauten: "Was hat dich dazu bewegt, dich bei uns zu bewerben, und was erwartest du von dieser Position?" Achte darauf, wie der Bewerber antwortet: Ist er gut vorbereitet und kennt er sich mit deinem Unternehmen aus? Oder wirkt seine Antwort eher oberflächlich und unüberlegt? Eine fundierte und durchdachte Antwort spricht für echtes Interesse und Engagement.

Fragen zur Motivation: 

  • „Was reizt dich an dieser Stelle besonders?“
    Diese Frage gibt dir Aufschluss darüber, welche Aspekte der Position für den Bewerber von besonderem Interesse sind und ob diese mit den Anforderungen übereinstimmen.
  • „Welche Ziele verfolgst du in den nächsten fünf Jahren und wie passt diese Position in deinen Karriereplan?“
    Hier kannst du erkennen, ob der Bewerber langfristig im Unternehmen bleiben möchte und wie er seine persönliche Weiterentwicklung sieht.
  • „Was hat dich dazu bewegt, dich bei unserem Unternehmen zu bewerben, und was weißt du über unsere Unternehmenskultur?“
    Mit dieser Frage prüfst du, ob der Bewerber sich gut vorbereitet hat und wirklich Interesse an deinem Unternehmen hat.

6. Kulturelle Übereinstimmung überprüfen

Die fachliche Qualifikation eines Bewerbers ist nur die halbe Miete – mindestens ebenso wichtig sind auch die Werte des Kandidaten. Jemand kann fachlich hervorragend sein, aber wenn er nicht zur Unternehmenskultur passt, wird er sich langfristig nicht wohlfühlen und möglicherweise das Teamgefüge stören. Deshalb solltest du im Bewerbungsgespräch auch darauf eingehen, welche Werte und Prinzipien in deinem Unternehmen gelebt werden, und prüfen, ob der Bewerber sich damit identifizieren kann.

Fragen wie "Wie wichtig ist dir Teamarbeit?" oder "Wie gehst du mit Veränderungen im Unternehmen um?" können dir dabei helfen, die kulturelle Passung des Bewerbers einzuschätzen. Wenn deine Firma zum Beispiel großen Wert auf flache Hierarchien legt, sollte der Bewerber in der Lage sein, eigenverantwortlich zu arbeiten und sich gut in ein solches Umfeld einzufügen.

Fragen zur Kultur: 

  • „Welche Art von Arbeitsumgebung motiviert dich am meisten?“
    Diese Frage hilft dir zu verstehen, ob der Bewerber gut in die vorhandene Arbeitskultur passt – sei es in einer dynamischen, strukturierten oder kreativen Umgebung.
  • „Wie gehst du mit unterschiedlichen Meinungen im Team um?“
    Hier erfährst du, wie der Bewerber in Konfliktsituationen agiert und ob er in der Lage ist, konstruktiv mit anderen zusammenzuarbeiten.
  • „Wie würdest du deinen idealen Arbeitsplatz beschreiben, und was macht für dich ein gutes Arbeitsklima aus?“
    Diese Frage gibt dir Einblicke, ob der Bewerber sich in deiner Unternehmenskultur wohlfühlen würde und welche Erwartungen er an die Teamdynamik hat.

7. Praxisnahe Aufgaben einbinden

Ein weiterer effektiver Weg, um herauszufinden, ob der Bewerber für die Position geeignet ist, sind praxisnahe Aufgaben. Diese ermöglichen es dir, die Fähigkeiten des Bewerbers in einer realistischen Arbeitssituation zu testen. Dies könnte beispielsweise eine Fallstudie, eine technische Aufgabe oder eine Präsentation sein, je nachdem, um welche Position es sich handelt.

Durch diese praktischen Tests erhältst du wertvolle Einblicke in die Arbeitsweise des Bewerbers und siehst, wie er mit den Herausforderungen umgeht, die in deinem Unternehmen auf ihn zukommen könnten. Gleichzeitig kannst du so feststellen, ob er die notwendigen fachlichen und methodischen Kompetenzen mitbringt.

8. Die finale Entscheidung

Letztendlich ist es wichtig, eine wohlüberlegte Entscheidung zu treffen. Lass dir die Zeit, die du brauchst, um alle Informationen zu sammeln und abzuwägen. Wenn du alle Punkte – von den fachlichen Qualifikationen über die kulturelle Passung bis hin zur Motivation – berücksichtigst, hast du eine solide Grundlage für deine Entscheidung. Und denke daran: Ein guter Bewerber bringt nicht nur die nötigen Fähigkeiten mit, sondern auch die Bereitschaft, sich in dein Unternehmen einzubringen und mit Leidenschaft zu arbeiten.

Fazit

Ein strukturiertes und gut durchdachtes Bewerbungsgespräch ist der Schlüssel, um schnell zu erkennen, ob ein Bewerber zum Unternehmen und zur Position passt. Indem du dich gründlich vorbereitest, gezielte Fragen stellst und auch die nonverbalen Signale beachtest, erhöhst du die Chancen, den idealen Kandidaten zu finden. Die Mischung aus Fachkompetenz, Motivation und kultureller Passung ist entscheidend – und mit den richtigen Methoden kannst du diese Aspekte effektiv im Gespräch herausarbeiten. Personalberatungen können dabei ein wichtiger Faktor sein und dich bei der Suche nach dem perfekten Leitfaden unterstützen. 

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